Fachsenfeld

Nordwestlich von Aalen liegt diese, größtenteils auf den Liashöhen des Wellandes liegende Gemeinde. Jedoch auf der nördlichen Grenze ins Kochertal hinabsteigend und mit einer schmalen Spitze dieses überschreitend, hier also im Gebiet des Keupers, welcher bis Pfannenstiel im Haldenbachtal herraufsteigt, dem einzigen bedeutenden Nebental
des Kochers.



Scherrenmühle


Die Wasserkraft des Kochers wurde von der Scherrenmühle benützt.
Umschlossen ist die größere hälfte des Bezirks von Fachsenfeld selbst, östlich
von Wasseralfingen und Hüttlingen, nördlich von Neuler und einer Hüttlinger Enklave, westlich von Abtsgmünd und Dewangen, südlich von diesem und Wasseralfingen. Die Markung Affalterried liegt zwischen Wasseralfingen und Unterrombach, das Spitzschafhaus mit seinen Gütern zwischen Wasseralfingen und Dewangen.

Fast überall war die Stallfütterung gebräuchlich, wobei die Rasse die sogenannten Moachten die beliebteste war. Die Pferdezucht war unbedeutend, ebenso die Bienenzucht. Die Schafe, deren Zahl nicht unbedeutend war, waren Bastarde.
Die vorherrschaftlicheFruchtgattungen waren Dinkel, Roggen und Hafer. Auch
die Obstzucht war weit verbreitet.

Die Häuser waren fast alle aus Holz, jedoch mit Ziegeldächern versehen. Ordentliche Straßen führten nur über Furthe oder Privatbrücken bei der Scherrenmühle auf die Bizinalstraße durchs Kochertal und über Dewangen und Rombach auf die Stuttgarter Straße, weswegen nach allen Richtungen hin diese Umwege zu machen waren.

Die evangelische Pfarrei ließ Hans Sigmund von Woellwarth 1591 erbauen.


Evangelische Pfarrei


Das Pfarrhaus wurde von 1629-1665 solange die Pfarrei mit Neuler verbunden wurde als Beamtenwohnung benützt.

Erst im Jahre 1894 wurde der Grundstein für die katholische Herz-Jesu-Kirche in Fachsenfeld gelegt, die am 28. September 1895 geweiht wurde.


Katholische Kirche



Das Herrschaftliche Schloss wurde von H.S. v. Woellwarth auf der Stelle eines erkauften Bauernhofes erbaut, mußte aber 1829 einem neuen Schloßbau weichen.

-Das Fachsenfelder Schloss wurde 1564 im Auftrag von Hans Sigmund von Woellwarth auf der Stelle eines erkauften Bauernhofes erbaut. Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurde der Herrschaftssitz stark in Mitleidenschaft gezogen. 1699 brannte das Schloss am Weihnachtstag aus. Bei einem großen Brand im Jahre 1820 gingen sämtliche wichtigen Unterlagen verloren.


Schloss Fachsenfeld
 
1827 erwarb Oberjustizrat Wilhelm von Koenig Schloss Fachsenfeld. In den kommenden 30 Jahren wurde das Gebäude umgebaut und erweitert. Parallel
hierzu entstand der weitläufige Park. 1905 bis 1907 erfolgte der Ausbau der Jugendstil-Bibliothek und der Galerieräume. 1982 gründete Freiherr Reinhard
von Koenig Fachsenfeld als letzter Nachkomme seiner Linie auf Anregung von Oberbürgermeister Ulrich Pfeifle eine Stiftung. Aufgrund der Statuten hat sie
den Auftrag, das Schloss und den herrlichen
Park der Bevölkerung zu öffnen
und künftig Schloss Fachsenfeld als überregional bedeutsamen Kulturstandort
zu etablieren.

Grabmal vom Pferd des Grafen


Grabsteine der Familie Koenig


Im Jahre 1230 wird Fachsenfeld erstmals erwähnt. Vermutlich wurde der
damalige Ortsname "Vachsen- oder Vahsenfeld von Vahs=Gras/Heu hergeleitet, also Gras- oder Heufeld". Vermuten lässt sich das in älterer Zeit ein Herrenhaus
zu Fachsenfeld bestanden hat. Denn wir treffen (im Gefolge der Herren v. Weinsberg) schon 1230 einen Heinricus de Vachsen felt und 1291 wiederum
einen H. de Vahsenfelt. Das Laubacher Saalbuch sagt: Fachsenfeld sei zum Burgstall Waiblingen zugehörig gewesen.

Als besitzer von Fachsenfeld erscheinen die Herren von Woellwarth seit Anfang
des 15. Jahrhunderts. Später gehörte Fachsenfeld der Leinroder Linie, aus welcher vormals Sigmund d. II. wiederholt (1549) “zu Fachsenfeld” heißt. Sein Sohn ist der oftmals erwähnte Hans Sigmund gewesen, welcher das Schloß erbaute.

Während des 30 jährigen Krieges wurde Kaspar Heinrich v. Woellwart weil er
ein eifriger Anhänger der Schweden war, Fachsenfeld als sein Erbteil vom Kaiser eingezogen und wie Hohenroden dem Deutschmeister von Stadion überlassen.

Das Schloß sammt Vorhof und Ökonomiegebäude heißt “sehr ruiniert und im Weiler befindet sich gar kein Untertan mehr”. Doch scheint sich der Ort bald erholt zu haben, indem im Jahr 1660 gesagt wird “Das Weiler Fachsenfeld, welches der Zeit aber ein Dorf genannt werden will”.

Außerordentlich vermehrt hat sich die Bevölkerung von Fachsenfeld durch die Aufnahme von Schutzgenossen durch die Woellwarthsche Grundherrschaf t bei Pfannenstiel; 1718 gehörten zum Schloss nur 20 Untertanen.




Himmlingsweiler-Pfannenstiel: Schwere Zeiten in einer Kolonie

Pfannenstiel ist ein Weiler westlich von Fachsenfeld am Talabhang des Bodenbachs.Hier stand einst zum Schloß Fachsenfeld gehöriges Holz Pfannenstiel. In Folge einer sehr unglücklichen Spekulation wurde es im 18. Jh. ausgerodet und eine Kolonie gegründet.



Wer irgend Luft hatte erhielt vom Grundherrn ein Stück Boden zur erbauung eines Hauses, auf welches bestimmte Abgaben gelegt wurden, selbst der Frohnpflicht. Natürlich fanden sich nur Arme, heimatlose Leute ein, um von dieser Unterkunft Gebrauch zu machen. Viele ließen sich nur gegen bezahlung einiger Gulden in den herrschaftlichen Schutz aufnehemen und zogen bald weiter, um durch allerlei kleingewerbe, durch Bettel und Diebstahl ihr Fortkommen zu suchen.

Früher verhalf das Wollen- und Baumwollspinnen noch gelegenheit zu einem ordentlichen Verdienst, als aber die Maschinenspinnerei auch diesem ein Ende gemacht hatte, ist die Not umso größer geworden. Die herumziehenden
Gewerbe warfen auch immer weniger ab, und da in vielen Familien das frühere landstreicherische Leben jede neigung zu Anstrengender Arbeit ertötet hat,
so nahmen bald gewerbsmäßiger Bettel, Baumrodung und Diebstahl überhand.

Als Nahrungsmittel wurden auch Hunde, Katzen und (selbst gefallene) Pferde benützt. Bei solchen zuständen konnte es nicht anders kommen, als daß die Pfannenstieler und Fachsenfelder bald im ganzen Land berüchtigt wurden, so
daß selbst die Ordentlichen Auswärts umso schwerer Arbeit finden konnten.

Als seit 1818-1819 nähere Untersuchungen über die heruntergekommensten Orte des Königreichs angestellt wurden, mußten vom Oberamt Aalen Fachsenfeld und Pfannenstiel sowie Armenweiler in die Liste der 24 allerärmsten Gemeinden aufgenommen werden (1824), welche als unfähig sich selber zu helfen, unter besondere Staatsfürsorge kommen sollten.

Daraufhin gab es besondere Hilfen z.B.:

-Gründung von Industrieschulen.

-Brotverteilung an Kinder um diese vom Betteln abzuhalten.

-Unterstützung von Jungen und Mädchen um Handwerke oder die Näherei zu erlernen.

-1826 wurden 70 Morgen Wald bei Fachsenfeld der Grundherrschaft abgekauft, urbar gemacht und für einen billigen Zins aufgeteilt.

Trotz aller bemühungen machte sich immer wieder der alte schlimme Geist geltend und die beste Hoffnung ist deshalb auf die Auswanderung zu setzen, welche 1850 mit Staatsunterstützung mit ziemlicher ausdehnung begonnen hat.



Link: Die evangelische Pfarrkirche in Fachsenfeld